Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma

Eine unverzichtbare Publikation, die uns die Autoren hier vorlegen und die von den Ergotherapeutinnen Christina Janssen und Ulrike Dünnwald in die deutsche Sprache übersetzt wurde. Auch wenn es sich hier um die Leitlinien der Ergotherapie handelt, so profitieren von der Lektüre auch ergotherapeutische Laien. Für uns Menschen, die wir mit den nicht unerheblichen Folgen einer Hirnverletzung leben, ist die Lektüre sinnvoll, wenn wir erfahren wollen, was ergotherapeutischerseits mit uns passiert oder passieren kann. Vielleicht stoßen wir ja beim Lesen auf Erkenntnisse, auf die wiederum wir unsere Ergotherapeutin stoßen können und die wir ausprobieren möchten.

Als Expertin für das tägliche Handeln hat Ergotherapie viel zu bieten. Die betätigungsorientierte Ergotherapie ist im Gesundheitswesen ein wichtiger Team Player.

Nach der Einführung und der vorangestellten Zusammenfassung wird uns ein Überblick zum Schädel-Hirn-Trauma (SHT) gegeben. Letzteres wird „als eine Veränderung von Gehirnfunktionen oder anderen Hinweisen auf pathologische Veränderungen im Gehirn, die durch eine externe Ursache entstanden ist“ (S. 27) definiert. Die Symptome und Beeinträchtigungen zeigen sich in unterschiedlichen kognitiven, motorischen, sensorischen und emotionalen Beeinträchtigungen. Hierbei handelt es sich um nicht unerhebliche lebenserschwerende Beeinträchtigungen.

Wie der ergotherapeutische Prozess bei Erwachsenen mit SHT abläuft wird im vierten Kapitel unter die Lupe genommen. Die ergotherapeutische Behandlung erfolgt in unterschiedlichen Settings, wie z.B. auf der Intensivstation, während der Akutbehandlung, in der stationären Rehabilitation etc.; eben in den entsprechenden Behandlungsphasen.

Die Verfasser stellen das Best Practice und (eine) Zusammenfassung der Evidenz vor. Hier werden Studien aufgeführt, dier sich beispielsweise mit der Wirksamkeit von sensorischer Stimulation beschäftigen, um den Erregungsszustand und den Bewusstseinsstatus von Menschen nach einem hirntraumatischen Ereignis zu verbessern. Weitere Schwerpunkte sind motorische Beeinträchtigungen, kognitive Beeinträchtigungen, Beeinträchtigungen des Sehvermögens und der visuellen Wahrnehmung, psychosoziale und emotionale Beeinträchtigungen (hier wird auch das „Peer Mentoring, also die Effektivität von Interventionen zum Peer Mentoring bei Erwachsenen mit einem SHT“ (S. 76) betrachtet) und die täglichen Aktivitäten und soziale Teilhabe.

An unsere zukünftigen Ergotherapeutinnen richten sich die Schlussfolgerungen für Praxis, Ausbildung und Forschung. Hier wird festgestellt, dass für die ergotherapeutischer Behandlung mit Erwachsenen nach einem hirntraumatischen Ereignis noch mehr Forschungsaktivitäten notwendig sind. „Die derzeitige Literatur unterstützt die Rolle von Ergotherapie bei der Arbeit mit Erwachsenen mit einem SHT, um klientenbezogene Faktoren (z.B. Wertevorstellungen, Überzeugungen, Spiritualität, Körperfunktionen, Körperstrukturen), Partizipation und Betätigungsperformanz zu verbessern. Zusätzlich empfiehlt die Literatur die Verstärkung der Interventionen, welche die Ergotherapeuten bei Erwachsenen mit SHT in Betracht ziehen und implementieren“ (S. 89).

 

Hogrefe Verlag

192 Seiten, 39,95 Euro

ISBN 978-3-456-85785-5

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