Ein Jahr EUTB

Der Fokus des 13. Nachsorgekongresses in Regensburg lag auf dem neu geschaffenen Angebot der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB).

Für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen und deren Angehörige stellen spezialisierte Nachsorge-Angebote eine große Chance dar, um Schritt für Schritt den Weg in ein verändertes Leben zu finden. Bedeutende Funktion kommt dabei der 2018 eingeführten Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung zu. 511 Beratungsstellen sind inzwischen geschaffen, wofür der Bund jährlich 58 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Ihre Funktion: durch individuelle Beratung den Betroffenen und ihren Angehörigen gezielte Unterstützung anbieten und damit die selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen stärken. Die Beratung soll unabhängig von den Leistungsträgern und -erbringern und gleichzeitig parteilich im Sinne des Ratsuchenden erfolgen. Hierbei spielt die Peer-Beratung durch Betroffene und Angehörige eine große Rolle.

Auf dem Kongress stellte sich das Beraterteam der EUTB im Kreis Viersen, Gabriele Stamm (Sozialpädagogin) und Andrea Kuschel (Betroffene), vor. Stamm berichtete, dass Ratsuchende während gemeinsamer Beratungen mit ihrer hirnverletzten Kollegin sehr viel schneller Vertrauen fassten und häufig andere Fragen stellten. „Ich muss mir fast schmerzhaft eingestehen“, so Stamm, „dass selbst die größte Empathie die Diskrepanz zwischen theoretischem Einfühlen und dem Einfühlen aus eigener Erfahrung nicht ersetzen kann.“ Andrea Kuschel drückt es mit anderen Worten aus: „Ich bin Fachexpertin für Hirnschäden. Ich habe selbst einen, deshalb kann ich mich besonders gut in die Lage der Geschädigten hineinversetzen.“ Damit werde die Erfahrung mit der Behinderung zur Qualifikation für die Beratung in der EUTB.

Die Förderung der EUTB aus Bundesmitteln ist derzeit nur bis Ende 2022 geregelt. Laut Koalitionsvertrag soll die Finanzierung geschützt werden, allerdings müssen die dafür notwendigen Haushaltsmittel ab 2023 erst noch bewilligt werden.

Ausführliche Informationen: www.hannelore-kohl-stiftung.de

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