Weitere Stimmen zum RISG

Auch opseo, ein Dienstleister für Intensiv- und Beatmungspflege, äußert sich nun zum Referentenentwurf des Reha- und Intensivpflege-Stärkungsge­setzes (RISG) und lässt Betroffene und deren Angehörige zu Wort kommen:

Ein Aufschrei der Empörung geht durch Deutschland. Das Bundesgesundheitsministerium hat einen Referentenentwurf vorgelegt, der die Rehabilitation von schwerkranken Menschen unterstützen und die Rechte von langzeitbeatmeten Patienten in Deutschland stärken soll. So lautet zu mindestens die Überschrift des Entwurfes. Bei genauerem Hinschauen muss man jedoch leider feststellen, dass der Entwurf die Rechte der Betroffenen nicht stärkt, sondern die Selbstbestimmtheit in Gänze einschränkt.

„Dass mein Patrick mit seinen 24 Jahren in ein Heim soll, wo er doch oft spontan, trotz seiner 24 stündigen Dauerbeatmung in Nürnberg unterwegs ist, kommt einer Gefängnisstrafe gleich“, so Frau S., Mutter eines Betroffenen, der an Duchenne Muskeldystrophie erkrankt ist. Patrick aus Nürnberg ist ein typisches Beispiel dafür, dass junge Menschen trotz technischer Abhängigkeit, viel Tatendrang verspüren und ihr Leben selbstbestimmt leben wollen. Seit 2014 lebt Patrick nicht mehr zuhause bei seinen Eltern, sondern kann dank eines 24 Stunden Intensivpflegedienstes alleine in einer eigenen Wohnung leben.

Eine eigene Wohnung ist für seinen Namensvetter Patrick aus Viersen nicht möglich, aber der mittlerweile 28 Jahre alte Patrick H. ist fester Bestandteil seiner Familie, die ihren Patrick nie und nimmer in eine Wohngemeinschaft oder gar ein Heim verlegen werden. „Patrick hatte mit zehn Jahren einen Gehirntumor und hat die Chemotherapie gut vertragen und war auf dem Weg der Besserung. Aufgrund einer Komplikation kam es zu einer folgenschweren Hirnblutung, seitdem liegt Patrick im Wachkoma. Seit fast elf Jahren wird er im Kreise seiner Familie, mit Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes in seinem Elternhaus gepflegt“, berichtet Patricks Vater. „Unser Sohn ist fester Bestandteil der Familie, Dank des Einsatzes des Pflegedienstes ist uns ein Familienleben möglich, das wir niemals aufgeben werden. Ohne den Pflegedienst wäre unser Sohn auch schon lange nicht mehr bei uns, in einem Heim wäre er längst verstorben“, konsterniert Patricks Vater.

„Für uns ist klar, dass die Regierung hier von den Krankenkassen beeinflusst wurde, Geld zu sparen und vermeintliche Missstände in der Intensivpflege instrumentalisiert wurden“, so Familie P. aus Sachsen. Zur Familie P. aus Sachsen gehört auch Emil. Emil kam mit einer körperlichen und geistigen Mehrfachbehinderung 2004 auf die Welt. Nach jahrelanger Pflege durch die Eltern verschlechterte sich der Allgemeinzustand von Emil, die Krankenkasse lehnte eine Übernahme durch einen 24 Stunden Pflegedienst monatelang ab. Erst als Emil im Rahmen eines epileptischen Anfalls beinahe gestorben wäre, musste die Krankenkasse einlenken und die Behandlungspflegekosten übernehmen. „Der Krankenkasse wäre es sicherlich Recht gewesen, wenn wir uns als Eltern weiterhin ausschließlich selbst um unser Kind gekümmert hätten. Dass wir auch Arbeiten müssen, um später nicht in die Altersarmut zu rutschen und unser Kind trotzdem fachlich bestmöglich versorgt wissen möchten, scheint niemanden zu interessieren. Emil ist mittlerweile fünfzehn Jahre alt, mit Entsetzen haben wir vernommen, dass er laut des Gesetzes bald in ein Heim soll. Das kommt für uns nicht in Frage, wir werden darum kämpfen, dass Emil zuhause bleiben kann“, so Familie P..

„Die Opseo Gruppe hat sich vorgenommen die Versorgung unserer Patienten stetig zu verbessern. Wir finden es richtig, sogenannte schwarze Schafe der Branche konsequent und nachhaltig an ihrem unlauteren Tun zu hindern. Eine ganze Branche deshalb zu verunglimpfen empfinden wir jedoch als unangemessen. Dieses Argument dazu zu nutzen, die Selbstbestimmung der Patienten und damit die häusliche Intensivpflege durch die Hintertür abschaffen zu wollen ist ein Unding. Es geht hier nur um die Interessen der Kostenträger, Einsparungen zu Lasten von Betroffenen lehnen wir kategorisch ab und werden die Interessen aller betroffenen Patienten massiv unterstützen“, so Holger Eden, Geschäftsführer der opseo Gruppe aus Dresden. 

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