Anlässlich des Tages der Menschenrechte am 10. Dezember 2024 erinnert die Pflegekammer NRW an die besondere Rolle und Verantwortung von Pflegefachpersonen für die Demokratie. „Wir sind Sprachrohr für Patientinnen und Patienten, wenn diese es selber kaum oder gar nicht können“, sagt Dominik Stark, Vorstandsmitglied der Pflegekammer NRW. „Das Recht auf körperliche Unversehrtheit sowie die Freiheit, die eigene Meinung sowie die eigene Kultur beziehungsweise den eigenen Glauben ausleben zu dürfen, sind essenzielle Dinge für unsere Gemeinschaft.“
Daher sei es wichtig, die Position von Pflegefachpersonen zu stärken, wenn es zu Vorfällen komme, die diese Rechte einschränken. „Wir wollen allen Pflegefachpersonen den Rücken stärken und sie zugleich dazu ermuntern, sich an uns zu wenden, wenn sie in der Ausübung dieser besonderen Verantwortung behindert werden“, so Stark. Erst kürzlich hatte die Pflegekammer eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sich die Pflege klar gegen Diskriminierung positioniert. „Was viele Jahrzehnte selbstverständlich schien, muss in Zeiten wie diesen einmal mehr betont werden: Hass und Hetze haben im pflegerischen Umfeld keinen Platz“, so Stark.
Die Pflegekammer NRW unterstütze eine Gesellschaft, die für Vielfalt und Demokratie stehe. „In diesem Zusammenhang fördern wir ausdrücklich einen Dialog mit unseren Mitgliedern im Rahmen der Meinungsfreiheit und begrüßen auch kritische Stimmen.“ Dabei sei es jedoch wichtig, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Hass und Hetze seien keine Meinungen.
Im Ressort „Respekt und Gewaltprävention“ von Vorstandsmitglied Sonja Wolf definiert und entwickelt sie, was für die Berufsgruppe in diesem Bereich wichtig ist und wie mit der Verletzung von Menschenrechten umzugehen ist. Gewalt in jeglicher Form – sei es physisch, psychisch, sexualisiert, strukturell oder durch Vernachlässigung – stellt eine Verletzung der Menschenrechte dar. Pflegefachpersonen können in ihrem Arbeitsalltag als Opfer, Beobachtende oder sogar als Täter oder Täterinnen betroffen sein.
Die Arbeitsgruppe Gewalt hat sich zum Ziel gesetzt, Missstände aufzudecken und das Thema Gewalt zu enttabuisieren. Die Mitglieder der AG, die aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen und mit vielfältigen Perspektiven kommen, entwickeln konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für Pflegeempfangende und die Berufsgruppe. Dazu gehört beispielsweise die Erarbeitung eines gemeinsamen Verständnisses von Gewalt und die Aufnahme eines entsprechenden Passus in die Berufsordnung. Ebenfalls arbeitet die Pflegekammer institutionsübergreifend, um in Zusammenarbeit mit der polizeilichen Kriminalprävention die Broschüre „Im Alter sicher leben“ zu überarbeiten.
Mit diesen Maßnahmen sensibilisiert die Pflegekammer nicht nur, sondern kann als berufsständische Aufsicht auch gegen Täter und Täterinnen vorgehen. Bisher stammen 98 Prozent der Meldungen von Staatsanwaltschaften, nur zwei Prozent von Pflegefachpersonen, Empfänger und Empfängerinnen oder Angehörigen. Aus diesem Grund plant die Pflegekammer im Ressort „Respekt und Gewaltprävention“ ein Meldesystem für Berufspflichtverletzungen, um die Berufsaufsicht zu stärken. Ziel des Systems ist es, insbesondere bei Fällen von Gewalt, anonyme und niedrigschwellige Meldungen zu ermöglichen, um die Dunkelziffer zu senken. Vorstandsmitglied Sonja Wolf betont die Bedeutung eines solchen „Whistleblower-Systems“, das Hemmschwellen abbauen und auf pflegefachliche Gefahren hinweisen soll.