Neurorehabilitation mit neuen Behandlungsansätzen

Die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR) e. V. und die Deutsche Gesellschaft für Neurotraumatologie und Klinische Neurorehabilitation (DGNKN) e. V. führten vom 8. bis 10.12.2022 ihre 9. Gemeinsame Jahrestagung in Dresden durch. Die Kongresspräsidenten Professor Dr. rer. medic. Jan Mehrholz, Professor für Therapiewissenschaften SRH Hochschule für Gesundheit Gera und Professor Dr. med. Marcus Pohl, Ärztlicher Direktor der VAMED Klinik Schloss Pulsnitz, zeigten sich mit dem multiprofessionellen Kongress zufrieden, der unter dem Motto „höher, schneller, weiter!?“ mit 650 Teilnehmern erfolgreich zu Ende ging. 

Mit einem vielfältigen Programm stellten führende Experten aus allen Fachgebieten der Neurologie und Rehabilitation ihre neuen Erkenntnisse und Perspektiven für die Patienten vor. Vielversprechende Therapieansätze lagen zum Beispiel in der Neurologischen Frührehabilitation als interdisziplinärer Aufgabe sowie in der Akademisierung des multiprofessionellen Teams in der neurologischen Rehabilitation. Spezielle Symposien gaben einen aktuellen Überblick gerätegestützter oder -begleiteter neurologischer Rehabilitation und zur Effektivität Roboter-gestützter Rehabilitation nach Schlaganfall.Spannende Diskussionen gab es zu Einsatzmöglichkeiten Virtueller Realität (VR) in der Neurorehabilitation und zu neuen Möglichkeiten der Telerehabilitation.

Spezialisierte Mediziner, klinische Wissenschaftler und Therapeuten stellten in Symposien zu Gang und Mobilität, Hygiene, Kognition, Motorik und Aphasie individuelle Behandlungsansätze für Patienten mit neurologischen Funktionsbeeinträchtigungen vor. Die Beiträge führender Experten aus verschiedenen Fachgebieten machten deutlich, dass sich die Rehabilitation von Neurologischen und Neurochirurgischen Erkrankungen zu einem rasant wachsenden Fachgebiet entwickelt hat. Bei der großen Bandbreite an Tagungsthemen lag ein wichtiger Fokus im Bereich der neurologischen Frührehabilitation und der schwer betroffenen Patienten. Breit diskutiert wurde die nicht-invasive Hirnstimulation mit mittlerweile sehr vielen Belegen für die Wirksamkeit elektromechanisch-assistierter, gerätegestützter Arm- und Gangrehabilitation speziell für schwer betroffene Patienten sowie auch die zunehmende Bedeutung der Hygiene in der neurologischen Rehabilitation.

Gut besucht waren die beiden Plenarvorträge von Frau Professorin Eva von Swinnen, Brüssel, „Virtual Reality and sensor-based gaming applications for rehabilitation of neurological patients“ und Peter Schmeißer, Gera, „Höher schneller weiter – die Betroffenenperspektive“, zum Guillain-Barré-Syndrom. Ein eigenes Symposium gab es zu den hoch angesehenen deutschen Leitlinien. „Zweifellos hat man in Deutschland mit der DGNR und der DGNKN, mit der Entwicklung von S3- Rehabilitationsleitlinien den höchsten Stand der Entwicklung von Leitlinien“, wie beide Tagungsleiter betonten. Um diese auf einem aktuellen Stand zu halten, sei in Zeiten von knappen Ressourcen und Personalmangel nicht nur fachliche Expertise, sondern auch zusätzlicher Enthusiasmus gefragt.

Ein hochaktuelles Tagungsthema waren die vielfältigen neuen Herausforderungen der Corona-Pandemie auf die Neurorehabilitation. Ein eigenes Symposium zum Thema post-Covid/Long-Covid diskutierte neue Forschungen zu verschiedenen Therapiemöglichkeiten für Patienten mit chronischem Fatique-Syndrom oder auch COVID-bedingten neuropsychologischen Defiziten. Für ein weiteres brennendes Thema, den Personalmangel in allen Berufsgruppen in der Neurologischen Rehabilitation, wurde der Kongress als Austauschplattform zur Diskussion innovativer Konzepte genutzt. Der nächste Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation e. V. (DGNR) ist vom 13. – 16.12.2023 in Augsburg geplant.

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