Pflegeplatzmangel droht

Deutschland droht ein dramatischer Mangel an Pflegeplätzen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des auf die Immobilienbranche spezialisierten Analyseunternehmens bulwiengesa, die im Auftrag der Cureus GmbH durchgeführt wurde. Erstmals wurden hierbei nicht nur demografische Trends, sondern auch Bestand und Bautätigkeit untersucht.

Projektentwicklungen hinken rasant steigendem Bedarf hinterher – rund 170.000 Pflegeplätzen könnten 2040 fehlen
Wird die aktuelle Bautätigkeit von Pflegeheimen zugrunde gelegt, so steigt die Lücke zwischen benötigten und vorhandenen Pflegeplätzen bis 2040 auf bis zu 168.000 vollstationäre Pflegeplätze. Denn während bis 2040 demographiebedingt circa 372.000 neue Pflegeplätze und modernisierungsbedingt circa weitere 100.000 Pflegeplätze in Pflegeheimen benötigt werden, entstehen bei einer Fortschreibung der derzeitigen Bauaktivitäten von rund 16.000 Pflegeplätzen jährlich bis 2040 lediglich 304.000 neue Pflegeplätze. Dabei liegt die Auslastungsquote der verfügbaren Plätze in der vollstationären Pflege heute bereits bei 92,3 Prozent und bietet damit so gut wie keinen Puffer mehr.

Der Pflegeimmobilienmarkt altert trotz aktueller Projektentwicklungen in starkem Maße. Die seit Jahren versäumten Modernisierungsvorhaben und fehlenden Neubauaktivitäten führen zu der Verschiebung der Baualtersklassen hin zu den überwiegend 21 bis 30 Jahre alten sowie zu den über 40 Jahre alten Pflegeheimen. Derzeit sind 29 Prozent der 15.400 Pflegeheime älter als 40 Jahre.
Auch beim Betreuten Wohnen entwickelt sich ein Nachfrageüberhang. Nach gegenwärtigen Schätzungen gibt es in Deutschland rund 360.000 Einheiten für Betreutes Wohnen. Deren Anzahl müsste bis 2040 auf ungefähr 760.000 ausgebaut werden, um der rechnerischen Nachfrage ausreichend angebotsdifferenzierte Kapazitäten gegenüberzustellen. Auch bei der Tagespflege muss das Angebot an Pflegeplätzen ausgebaut werden: Von 82.000 im Jahr 2019 auf 114.000 bis 2040.

„Die Errichtung neuer Pflegeplätze kann bei der derzeitigen Bautätigkeit und -geschwindigkeit nicht mit der wachsenden Nachfrage Schritt halten. Zusätzlich erschweren die starke Fragmentierung des Marktes sowie bundesweit unterschiedliche gesetzliche Anforderungen eine Forcierung der Neubauaktivitäten“, warnt Dr. Heike Piasecki, Spezialistin für den Pflegeimmobilienmarkt bei bulwiengesa.
„Die Zukunft der Pflege wird zu Recht stark diskutiert. Dabei geht es jedoch stets nur um Demographie und Pflegekräfte – die Verfügbarkeit von Pflegeplätzen wurde dabei bis heute fast ignoriert. Grund dafür ist auch, dass der Pflegeimmobilienmarkt bisher äußerst intransparent war. Mit dieser Studie wollen wir zu mehr Transparenz beitragen und den Blick darauf lenken, dass die Bedarfslücke nicht nur entscheidend von einem Pflegekräftemangel und einem starken Anstieg der Pflegebedürftigen ausgeht, sondern, dass das Problem bei der Pflegeimmobilie und zu geringer Bautätigkeit beginnt“, sagt Gerald Klinck, CFO von Cureus.

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