Das Phänomen Neuro-COVID

Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen hat bei mehr als 100 Patienten zwischen 20 und 95 Jahren festgestellt, dass in fast 60 Prozent der Fälle auch neurologische Symptome auftraten, die sogenannte NeuroCOVID. Immer häufiger wird berichtet, dass Infektionen mit SARS-CoV-2 nicht nur die Lunge betreffen, sondern auch Auswirkungen auf viele andere Organe des Körpers haben. Fast ein Viertel der Patienten erlitten schwere neurologische Komplikationen wie Schlaganfälle oder Hirnblutungen. Leichte Symptome wie eine allgemeine körperliche Schwäche zeigten sich bei einem weiteren Viertel der Betroffenen. Die Essener Studie zeigt, dass mehr als 80 Prozent der Menschen, bei denen NeuroCOVID schwer verläuft, schon eine neurologische Vorerkrankung hatten. „Je heftiger sich COVID-19 auf die Atemwege auswirkt, desto schwerer verläuft auch NeuroCOVID“, erklärt Professor Dr. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. „Wir sehen zudem einen Zusammenhang zwischen der Sterblichkeitsrate und der Schwere der neurologischen Symptome: Von Patienten ohne NeuroCOVID sterben rund 15 Prozent, ist das Nervensystem stark in Mitleidenschaft gezogen, liegt die Sterblichkeitsrate dagegen fast dreimal so hoch“, erläutert PD Dr. Dr. Mark Stettner, Oberarzt der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen.
 Bei rund der Hälfte der schwer Erkrankten war die schützende Barriere zwischen Blutkreislauf und Gehirn, die sogenannte Blut-Hirn-Schranke, nicht mehr intakt und die Werte bestimmter Entzündungsstoffe in der Hirngewebsflüssigkeit erhöht. Die Wissenschaftler fanden außerdem in 35 Prozent der Fälle verschiedene Antikörper gegen das körpereigene Nervengewebe. All diese Faktoren scheinen eine Rolle bei der Entstehung der NeuroCOVID zu spielen.

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