Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung I + II

lehrbuchDie Autoren Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer legen in dieser Studienausgabe eine Veröffentlichung vor, die sich im ersten Band mit den Grundlagen befasst. Hier wird im ersten Teil die Entwicklung der systemischen Therapie und Beratung referiert. Im zweiten Teil wird die Systemtheorie für Praktiker in den Blick genommen. Es folgen die Grundlagen und Methoden für die Praxis. Da Menschen, die mit einer im Lebenslauf erworbenen Hirnverletzung leben, permanent mit Problemen konfrontiert werden, bezieht sich der Rezentent Dr. Carsten Rensinghoff beispielhaft auf die Problemdefinition, die von den Autoren als „etwas, das von jemandem einerseits als unerwünschter und veränderungsbedürftiger Zustand angesehen, andererseits aber auch als prinzipiell veränderbar angesehen wird“ (S. 158). Das Problem wird abgegrenzt vom Zustand des Leidens, denn „ein Leiden wird erst dann zum Problem, wenn ein Leidender, der subjektiv Leid empfindet, dies einem anderen mitteilt – oder dieser das bei ihm vermutet -, und wenn sich daran weitere Kommunikationen anschließen“ ‚(S. 159). Interessant ist auch die Feststellung das jeder über sämtliche Ressourcen verfügt, die zur Problemlösung benötigt werden. Eine Hirnverletzung ist dann also nicht mehr ein auswegloser Zustand, sondern beinhaltet eine lösungsbezogene Perspektive. Diese sind die Möglichkeiten, die sich Hirnverletzten eröffnen, wenn sie sich intensiv damit befassen. Der zweite Band stellt im ersten Teil grundsätzliche Überlegungen zur systemischen Therapie als Behandlung von Krankheiten vor. Der zweite Teil befasst sich mit der systemischen Psychotherapie mit Erwachsenen. Diesem Teil folgt im dritten Teil die Darstellung der systemischen Kinder- und Jugendpsychotherapie. Zum Abschluss befassen sich die Autoren mit der systemischen Familienmedizin. Aus diesem zweiten Band greift Rensinghoff die posttraumatische Belastungsstörung heraus, die von den Autoren sehr genau besprochen wird. In der Therapie geht es darum, „mit den Klienten gemeinsam daran zu arbeiten, dass das Trauma nicht das ganze Leben überschattet, sondern dass es als ein Bestandteil der persönlichen Erfahrungen einen inneren Ort bekommt, ohne das Leben zu vergiften“ (S. 121). Wir erkennen auch hier wieder die Ressourcenorientierung. Die Verfasser haben das Buch vorwiegend für Praktiker geschrieben. Sie begrenzen sich wissenschaftlich auf alles, was für Praktiker unmittelbar relevant zu sein scheint.

Vandenhoeck & Ruprecht
944 Seiten 60 Euro
ISBN 978-3-525-40274-0

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