Stolperfallen und Einschränkungen

Für Menschen mit Behinderungen ist ein Besuch der Bonner Innenstadt immer eine besondere Herausforderung. Obwohl sich die Stadt die Barrierefreiheit auf die Fahnen geschrieben hat, gibt es immer wieder Situationen, in denen Beeinträchtigte an ihre Grenzen stoßen. Darauf will die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB®) der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung, die durch das Bundesministerium für Arbeit uns Soziales gefördert wird, am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen hinweisen. Am 5. Mai werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen mit den EUTB®-Beratungsstellen des Vereins Pro Retina Deutschland e.V., des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Rhein-Sieg-Kreis und der Selbsthilfe Körperbehinderter Bonn von 10 bis 17 Uhr mit einem Stand auf dem Münsterplatz vor Ort sein und Bürgerinnen und Bürgern anbieten, Seh- und Mobilitätseinschränkungen einmal am eigenen Leib zu erfahren. Dafür stehen zwei Rollstühle sowie Simulationsbrillen zur Verfügung. Der Münsterplatz selbst ist für Geh- und Sehbehinderte bereits die erste Hürde. Das dort verlegte Kopfsteinpflaster ist für Rollstuhlfahrer eine Qual und übersät mit Stolperfallen. Ebenfalls problematisch ist der Hauptbahnhof, der angesichts von steilen Rolltreppen, defekten oder mitunter auch fehlenden Fahrstühlen und eingeschränkten Fahrsteigen für Menschen mit verminderter Mobilität kaum geeignet ist. Gleiches gilt für die dortige Straßenbahnhaltestelle sowie für die an der Thomas-Mann-Straße. Derweil mangelt es für Sehbehinderte unter anderem an einem Leitsystem in der Innenstadt, anhand dessen sie sich orientieren könnten. Die beteiligten EUTB®-Beratungsstellen fordern daher die Stadt auf, an diesen Stellen nachzubessern und die Belange von Menschen mit Behinderungen immer wieder im Blick zu behalten.

Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung findet 2022 zum 30. Mal statt. Er wurde 1992 von der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) initiiert und steht in diesem Jahr unter dem Motto „Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel“. Unterstützt werden die verschiedenen Initiativen dabei bundesweit von der Aktion Mensch. Das EUTB®-Netzwerk südliches Rheinland, zu dem die vier genannten Beratungsstellen gehören, beteiligt sich in diesem Jahr erstmals an dem Protesttag. Die Angebote der EUTB®sind explizit trägerunabhängig und sollen die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen stärken. Dabei erfolgt die Beratung auf Augenhöhe: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EUTB®-Beratungsstellen leben selbst mit einer Behinderung und kennen die Herausforderungen daher aus eigener Anschauung.

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