Interprofessionelle Zusammenarbeit in der medizinischen Reha

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Symbolfoto zusammenarbeitDie interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ) im Reha-Team ist ein zentraler Bestandteil und ein Qualitätsmerkmal der medizinischen Rehabilitation. In einem aktuellen Forschungsprojekt (INFORM1) wurden über 500 Mitarbeitende aus verschiedenen Gesundheits- und Sozialberufen in der medizinischen Rehabilitation befragt, um ihre Erfahrungen mit der gemeinsamen Zusammenarbeit zu erfassen. Dabei wurden Gruppendiskussionen, Einzelgespräche und Online-Fragebögen eingesetzt. Die Reha-Mitarbeitenden betonten, dass ihnen die IPZ sehr wichtig ist und sie für eine qualitativ hochwertige Versorgung der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden unerlässlich ist.

Kathleen Rechlin (M.Sc.), Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Rehabilitationsmedizin an der Universität Halle, sowie Dr. Julia-Marie Zimmer, ebenfalls Wissenschaftliche Mitarbeiterin am selben Institut, berichten, dass die Erfahrungen in der klinischen Praxis sehr unterschiedlich sind. Viele Teams führen regelmäßige, berufübergreifende Teambesprechungen durch, doch nicht immer findet dort ein echter Austausch statt. Zudem variieren die teilnehmenden Berufsgruppen stark: So fühlen sich beispielsweise Diätassistentinnen in der Zusammenarbeit oft wenig berücksichtigt, während Mitarbeitende aus Physio- und Sporttherapie aufgrund knapper Therapieplanung manchmal nicht für Besprechungen freigestellt werden können. Auch die Wertschätzung der eigenen Arbeit wird unterschiedlich erlebt: In fast allen Berufsgruppen berichten mindestens ein Drittel der Befragten, mit Vorurteilen gegenüber ihrer Profession konfrontiert zu sein, besonders häufig bei Diätassistentinnen, Logopäden und Pflegekräften. Weniger als die Hälfte der Ergotherapeuten und Diätassistentinnen sind der Ansicht, dass die anderen Berufsgruppen ihre Kompetenzen kennen. Die größten Hindernisse für eine gelingende IPZ sind Personal- und Zeitmangel. Um die Zusammenarbeit zu verbessern, sind feste Besprechungszeiten, eine Kommunikation auf Augenhöhe sowie unterstützende Führungskräfte hilfreich. Wichtig ist auch, dass alle Beteiligten klar wissen, welche Aufgaben und Rollen die jeweiligen Berufsgruppen in der Versorgung der Rehabilitanden übernehmen.

Ein weiteres Problem ist die unzureichende Vorbereitung auf die interprofessionelle Zusammenarbeit: Nur 27 Prozent der Reha-Mitarbeitenden wurden während ihrer Ausbildung oder im Studium auf die IPZ vorbereitet, 29 Prozent erhielten überhaupt keine entsprechende Schulung. Ein professionelles Selbstbewusstsein und kommunikative Fähigkeiten werden als essenziell für eine erfolgreiche Teamarbeit angesehen. Ähnliche Erkenntnisse ergaben auch Expert:inneninterviews im Projekt GeReVer, bei denen Fachkräfte aus verschiedenen Gesundheitsberufen mit Erfahrung in Rehabilitation und Erwachsenenbildung befragt wurden. Dabei zeigte sich, dass es nicht nur auf die Anwesenheit verschiedener Berufsgruppen ankommt, sondern vor allem auf die Interaktion und gemeinsame Handlungsfähigkeit. Ein positives Teamklima basiert auf Vertrauen, Wertschätzung und Gleichberechtigung sowie gemeinsamen Wertvorstellungen bezüglich der Arbeit mit Rehabilitandinnen und Rehabilitanden.

Die Rollenklarheit – also das Verständnis über die Grenzen und Überschneidungen der Verantwortlichkeiten der einzelnen Berufsgruppen – ist ein weiterer entscheidender Faktor. Mangelnde Rollenklarheit kann zu Konkurrenzverhalten führen und die IPZ negativ beeinflussen. Jede Berufsgruppe bringt spezielle Fähigkeiten, Handlungskompetenzen und manchmal eigene Untersuchungsinstrumente mit. In der Praxis bleibt jedoch oft wenig Zeit, um sich mit anderen Berufsgruppen über deren Kompetenzen auszutauschen oder zu hospitieren.

Um die Rollenklarheit und die Kompetenzen des Nachwuchses in den Gesundheits- und Sozialberufen zu fördern, sind interprofessionelle Lehrveranstaltungen (IPL) bereits in der Ausbildung oder im Studium sinnvoll. Bei einer IPL lernen Lernende verschiedener Berufe gemeinsam, um voneinander zu profitieren. In Deutschland gibt es derzeit keine Reha-spezifischen IPL mit mehr als vier Berufsgruppen. Daher besteht ein deutlicher

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