Bestürzung über Schließung des Instituts für Pflegewissenschaft

Das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) hat mit Bestürzung und großer Sorge die geplante Schließung des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld (IPW) zur Kenntnis genommen. Der DBfK ist „fassungslos“.

Das IPW hab maßgeblich zur Konzeption und Entwicklung des viel genutzten und zitierten DNQP-Expertenstandards „Entlassungsmanagement in der Pflege“ beigetragen, heißt es in einer Erklärung des DNQP. Auch der nach dem mittlerweile abgeschafften § 113a SGB XI entwickelte Expertenstandard zur „Erhaltung und Förderung der Mobilität“ wurde durch Arbeiten des IPW geprägt. Beteiligt war das IPW darüber hinaus an der Entwicklung des Expertenstandards zum „Schmerzmanagement bei akuten Schmerzen“.

In einer Erklärung des DNQP heißt es dazu: „Die Arbeit des DNQP zur Entwicklung, Konsentierung, Implementierung und Aktualisierung evidenzbasierter Expertenstandards zur Entwicklung und Sicherung der Pflegequalität ist abhängig von der Kooperation mit pflegewissenschaftlichen Instituten und Institutionen im deutschsprachigen Raum, an denen zu zentralen Qualitätsfragen der Pflegepraxis in allen Settings der Pflege (Krankenhäuser, stationäre und teilstationäre Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste und andere) geforscht wird und konzeptionelle Grundlagen entwickelt werden. Angesichts der gesellschaftlich zu erwartenden Herausforderungen in der pflegerischen Versorgung wäre mit einem Ausbau der pflegewissenschaftlichen Infrastruktur und nicht mit ihrem Abbau zu rechnen, um pflegewissenschaftliche Forschung und Konzeptentwicklung zu gewährleisten.“

Eine Schließung des IPW wäre für die Pflegewissenschaft in Nordrhein-Westfalen, aber auch darüber hinaus, ein nicht zu ersetzender Verlust. Auch die Arbeit des DNQP, die keinerlei
öffentliche Förderung erfährt, wäre unmittelbar betroffen und würde geschwächt.

Das DNQP unterstützt daher den offenen Brief an die Mitglieder des Landtags-Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales und fordert dazu auf, das IPW zu erhalten.

„Deutschland ist in der Pflegewissenschaft im internationalen Vergleich von jeher schwach aufgestellt. Der Wissenschaftsrat hat erst Ende letzten Jahres eindringlich die Notwendigkeit der Disziplinbildung auch in der Pflegewissenschaft formuliert, um den Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung begegnen zu können. In dieser Situation entscheidet sich Nordrhein-Westfalen, ein renommiertes pflegewissenschaftliches Institut fallen zu lassen. Das macht mich fassungslos“, beurteilt Bernadette Klapper, Bundesgeschäftsführerin im DBfK, die Entscheidung.

„Der richtige Weg wäre, pflegewissenschaftliche Fakultäten an den Universitäten auf- und auszubauen. Ohne Pflegewissenschaft wird es keine Weiterentwicklung des pflegerischen Handlungsfelds geben. Dabei ist es angesichts der alternden Boomer-Jahrgänge notwendiger denn je, Pflegebedürftigkeit zu verhindern und zu vermindern. Woher sollen das Wissen und die Evidenzbasierung in der Praxis kommen, wenn es keine pflegewissenschaftlichen Institute gibt?“, so Klapper weiter.

Der offene Brief „Gute Pflege braucht gute Pflegewissenschaft“ sowie die Liste der Erstunterzeicherinnen und -unterzeichner steht hier zur Verfügung:  https://www.dnqp.de/aktuelles-und-newsletter/#c16311902

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