Zur aktuellen äußerst schwierigen Lage der Kinder-Intensivmedizin betont Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR): „Die Situation in Deutschlands Kinderkliniken und Kinderintensivstationen zeigt ein dramatisches Bild. Die Leidtragenden sind Kinder und deren Eltern und das Kinderkrankenpflegepersonal. Die Versorgung schwerkranker Kinder kann seit langem kaum noch gesichert werden. Es fehlt Kinderkrankenpflegepersonal, daher werden Betten gesperrt und es gibt Finanzierungsprobleme. Es darf nicht sein, dass in Deutschland Kinder nicht wohnortnah versorgt werden, weil wir es nicht schaffen, dass genügend qualifiziertes Pflegepersonal für sie da ist.“
Rund 40 Prozent der verfügbaren Betten in Kinderkliniken können aktuell nicht belegt werden, weil das Pflegepersonal fehlt. Das hat eine Umfrage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ergeben. Der Regelfall sind abgelehnte Patienten. Dabei handelt es sich um Kinder.
„Die beruflich Pflegenden in den Kinderkliniken arbeiten am Limit. Der Deutsche Pflegerat fordert daher mehr Kolleginnen und Kollegen und eine sofortige Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals auch in der Kinder-Intensivmedizin, um zumindest mittelfristig die katastrophale Versorgung zu verbessern.“
Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgestellten fünf Punkte für eine bessere Versorgung von Kindern mit schweren Atemwegserkrankungen sind kurzfristig weitgehend richtig. Sie beheben jedoch nicht das Grundproblem des Pflegepersonalmangels und das der schlechten Arbeitsbedingungen. Falsch ist der Ansatz, Pflegepersonal aus den Erwachsenenbereichen in die Kinderstationen zu verschieben und die Pflegepersonaluntergrenzen in allen Bereichen eines Krankenhauses auszusetzen. Der Ausnahmetatbestand ist zurzeit für die Kinderkliniken gegeben, nicht aber in allen Bereichen der Kliniken.
Es muss jetzt dringend zusätzliches Personal in die Kinderkliniken entsandt werden, z.B. Sanitätsdienste der Bundeswehr oder Rettungsdienste.
„Benötigt werden zudem fundierte Zahlen. Erstmalig wird in Deutschlands Kinderkliniken mit der durch das Krankenhauspflegeentlastungsgesetz eingeführten Kinder-PPR 2.0 und Kinderintensiv-PPR erhoben, wie viel Pflegepersonal tatsächlich in den Kinderkliniken fehlt, um die nötigen Leistungen erbringen zu können.“