Fortschritte in der Schlaganfalltherapie führen zu immer besseren Überlebensraten. Dadurch steigt aber auch die Zahl der Personen, die nach einem Schlaganfall mit bleibenden Behinderungen leben. Somit kommt der Rehabilitation eine wachsende Bedeutung zu. Derzeit ist die Datenlage dazu, welche Trainingsmethode am erfolgversprechendsten ist, widersprüchlich. Das von den amerikanischen Fachgesellschaften empfohlene Ausdauertraining zeigte sich in einer aktuellen, prämierten Studie gegenüber einer Entspannungstherapie als nicht überlegen. Die neuen Daten deuten darauf hin, dass in der Frühphase nach einem Schlaganfall „weniger vielleicht mehr“ ist.
Zehn Millionen Menschen sind jährlich von einen Schlaganfall betroffen, davon erholt sich mindestens ein Drittel nicht vollständig. Medikamente zur effektiven Unterstützung der Rehabilitation stehen nicht zur Verfügung – das Vorgehen der Wahl besteht in Physio- und Ergotherapie, – im Falle von Sprachstörungen – in der Logopädie sowie in neuropsychologischen Maßnahmen. Laufband-Training kann Geschwindigkeit und Ausdauer beim Gehen und Treppensteigen verbessern und einer zunehmenden Dekonditionierung vorbeugen. Zusätzlich könnte die Fähigkeit des Gehirns sich selbst zu ändern (Neuroplastizität) des Gehirns gefördert werden. Daher empfiehlt die „American Heart Association/American Stroke Association” Schlaganfallpatienten nach der Akutphase drei- bis fünfmal wöchentlich 20-60 Minuten Ausdauertraining.
Die Datenlage zu den Ergebnissen einer solchen Schlaganfall-Reha ist allerdings widersprüchlich. Manche Studien zeigten eine Verbesserung des maximalen Gehtempos, Metaanalysen lieferten dagegen uneinheitliche Ergebnisse eines körperlichen Trainings. „Generell lassen sich die Studien wegen der Unterschiede im Hinblick auf Art, Intensität und Zeitpunkt des Trainingsbeginns schwer vergleichen“, erklärt Frau Prof. Dr. Agnes Flöel, Direktorin der Klinik für Neurologie, Universitätsmedizin Greifswald. „Insbesondere für Patienten in der Frühphase nach einem Schlaganfall bestehen Unsicherheiten, welches Training optimal ist.“
Die deutsche Studie „PHYS-STROKE“ (Physical Fitness Training in Patients with Subacute Stroke), die innerhalb des Center for Stroke Research Berlin (CSB) an der Charité gefördert wurde, untersuchte unter der Leitung von Frau Prof. Flöel daher die Effekte eines Ausdauer-Laufband-Trainings mit Beginn in der Frühphase nach einem Schlaganfall. „Zusammenfassend war das frühe vierwöchige Laufband-Training hinsichtlich des maximalen Gehtempos und der Alltags-Fitness nach drei Monaten dem Entspannungstraining nicht überlegen“, so Prof. Martin Ebinger, Medical Park Berlin Humboldtmühle, der an der Planung und Durchführung der Studie beteiligt war. „Die vorliegenden Daten sprechen also dafür, bei mittel- bis schwer betroffenen Patienten in der subakuten Phase nach Schlaganfall aerobes Training nicht zu forcieren. Möglicherweise könnten aber leichter betroffene Patienten schon früher profitieren. Dieser Frage muss in künftigen Studien nachgegangen werden, damit konkrete Empfehlungen für diese Gruppe gegeben werden können.“