Akuttherapie beim Schlaganfall

Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall. Die plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn muss schnellstens optimal ärztlich behandelt werden, um das Risiko des Absterbens von Gehirnzellen und damit von bleibender Behinderung oder gar Tod abzuwenden oder abzumildern. Um „Neurocritical Care“, neueste Erkenntnisse zu lebensbedrohlichen Erkrankungen des Gehirns und des Nervensystems, geht es vom 1. bis 3. Februar in Kassel. Ärzte, Therapeuten und Pflegefachkräfte der NeuroIntensivmedizin und -Notfallmedizin treffen sich auf dem größten europäischen Kongress, der gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (DGNI) und der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) durchgeführt wird. 

Ein wichtiges Schwerpunktthema des hochkarätigen Fachkongresses ist die neurologische Notfall- und Intensivtherapie des schweren ischämischen Schlaganfalls. Während dieser „noch vor 20 Jahren gar nicht unbedingt zum international typischen Diagnosespektrum auf Neuro-Intensivstationen gehörte“, wie Kongresspräsident Professor Julian Bösel, Heidelberg/Baltimore, betont, sei nun „der Verschluss eines großen Hirngefäßes mit konsekutiver Infarzierung eines großen Hirnbereichs und einer durch Schwellung bedingten lebensbedrohlichen Raumforderung im Schädel“ ein Standard der NeuroIntensivmedizin – auch als Folge der erheblichen Entwicklungen in der Bildgebungs-Diagnostik, Akutbehandlung durch Thrombektomie und operativen sowie konservativen Intensivtherapie.

Vor allem die Thrombektomie, die seit einigen Jahren standardisierte Entfernung eines Blutgerinnsels (Thrombus) aus einem Blutgefäß mithilfe eines Katheters, hat zu einer erheblichen Verbesserung der Wirksamkeit der Schlaganfall-Akuttherapie geführt. In Expertenvorträgen und speziellen Sessions werden aktuelle Erkenntnisse zum Thrombektomie-Management und neue, teils KI-basierte Bildgebungs-Verfahren zur besseren Vorhersagbarkeit des Krankheitsverlaufs vorgestellt. „Ich freue mich insbesondere darauf, diesen Schwerpunkt zusammen mit unseren Partnern der DSG zu beleuchten“, so Professor Bösel. Doch es soll auch um aktuell drängende Herausforderungen der Behandlung des Schlaganfalls und anderer schwerer Hirnerkrankungen in Deutschland gehen: „eklatante Personalengpässe im pflegerischen und ärztlichen Bereich, die Realisierung der Ausbildung in einer äußerst heterogenen Intensivlandschaft, den Zugang der Patienten zur individuell besten Versorgung und schließlich die Standortbestimmung unserer Spezialdisziplinen im Rahmen der kommenden Krankenhausreform mit zu erwartenden Klinikschließungen, -fusionen und -umgestaltungen“.

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