Buchtipp: Grafomotorik und Händigkeit

Auch in einer Zeit, in der das Schreiben am Computer immer mehr an Bedeutung gewinnt, bleibt das handschriftliche Schreiben eine wichtige und nicht zu unterschätzende Kulturtechnik. Neben der Therapie kommt in den letzten Jahren der Prävention, also dem Vermeiden von Schwierigkeiten, eine hohe Bedeutsamkeit zu. Die Idee zum Buch „Grafomotorik und Händigkeit – Ergotherapie bei Kindern“ (Thieme-Verlag) geht auf den 4. ergotag im Oktober 2010 zurück. In diesem Titel greifen Referentinnen dieses Tages mit einem Autorenteam aus Deutschland und Österreich die Themen der Veranstaltung, Grafomotorik und Händigkeit, wieder auf.

Andrea Oswald definiert zum Beispiel in ihrem Beitrag, der sich mit der Handgeschicklichkeit und der Handfunktion befasst: „Unter Handgeschicklichkeit wird die Koordination von feinmotorischen Bewegungen der Hände und der Arme verstanden. Für eine gute Handfunktion sind neben motorischen Funktionen auch sensorische Funktionen erforderlich. Die Aufnahme und die Verarbeitung von taktilen und propriozeptiven Sinnesreizen der Hand in Verbindung mit den visuellen Sinnesinformationen ermöglichen eine gute Auge-Hand-Koordination. Wir verwenden die Hände effizient und ökonomisch, um Tätigkeiten durchzuführen“ (S. 14). Für die Handgeschicklichkeit bedeutsam ist die Vernetzung der Gehirnareale, die für die Bewegungen der Unterarme und Hände zuständig sind. Wir können erkennen, dass es sich hierbei um Fertigkeiten handelt, die nach einem hirntraumatischen Ereignis nicht mehr in vollem Umfang ausgeführt werden können und von daher ergotherapeutisch unterstützt werden müssen.

Zu den Programmen und Therapieansätzen zur Förderung der Grafomotorik stellt Daniela Rolf den CO-OP Ansatz vor. CO-OP ist die Abkürzung für Cognitive Orientation to daily Occupational Performance. Anwendung findet dieser Ansatz unter anderem bei Kindern, die mit den Folgen eines hirntraumatischen Ereignisses leben. Die Methode fußt auf Elementen der kognitiven Lerntheorie und der dynamischen Systemtheorie. Diese theoretischen Grundlagen betrachten motorische Fertigkeiten als erlernte Komponenten. „CO-OP hat den Anspruch, zeitgemäße Ergotherapie in der Behandlung von Kindern mit motorischen Schwierigkeiten einzusetzen und wird als effektiver, aufgabenorientierter Behandlungsansatz […] empfohlen“ (S. 116). CO-OP hat als Therapieziel eine Alltagsrelevanz.

Die Herausgeberin Erna Schönthaler schreibt in ihrem Vorwort, dass das Schreiben in den ersten Schuljahren ein wichtiges Ziel ist. Über die gesamte Schulzeit bleibt es dann ein wesentliches Lernmedium. „Ziel der Therapie ist es, dass das Kind seine grafomotorischen Fertigkeiten verbessert, gute Strategien für den Alltag entwickelt und somit das Schreiben leicht(er) von der Hand geht‘“ (S. 5).

Rezensent: Dr. Carsten Rensinghoff

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