Krankheitsbedingte Schluckstörungen können die Atemwege und den Sauerstoffaustausch des Körpers beeinträchtigen. Die Gewinner des Forschungspreises 2022 der Reha Rheinfelden haben sich mit der Behandlung von krankheitsbedingten Schluckstörungen beschäftigt und können sich über einen mit 5.000 Franken dotierten Preis für ihre wissenschaftliche Arbeit im therapeutischen Bereich freuen.
Für das Jahr 2022 werden Eliane Lüthi-Müller (Kliniken Valens, CH), Jan Kool (Kliniken Valens, CH), Veit Mylius (Kliniken Valens, CH; Philipps-Universität Marburg, DE) und Paul Diesener (Rehaklinik Zihlschlacht, CH) für ihre Arbeit „A New Therapeutic Approach for Dystussia and Atussia in Neurogenic Dysphagia: Effect of Aerosolized Capsaicin on Peak Cough Flow“ ausgezeichnet. Schlucken und Husten sind entscheidende Komponenten des Schutzes der Atemwege. Neurologische Erkrankungen, wie zum Beispiel ein Schlaganfall, können diesen Schutzmechanismus massiv beeinträchtigen, was sich negativ auf die Gesundheit und Lebensqualität der Patienten auswirkt. Besonders besorgniserregend ist eine Lungenentzündung, die durch das Einatmen von Nahrungsbestandteilen oder Flüssigkeiten ausgelöst wird – die so genannte Aspirationspneumonie. Hier bildet die Behandlung zur Verbesserung der Hustenaktivität bei Patientinnen und Patienten einen zentralen Therapiebaustein. Dem Husten als primärem Schutzverhalten der Atemwege wurde bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
In der ausgezeichneten Arbeit wurde das Potenzial der Einatmung von vernebeltem Capsaicin in der Behandlung eines beeinträchtigen Hustenmechanismus überprüft. Capsaicin ist ein scharfes Extrakt der Chilischote (Capsicum annuum), das in vernebelter Form den Husten auslöst, so dass ein physiologischer Hustenablauf trainiert werden kann. Der Effekt wurde bei 30 Studienteilnehmenden mit und ohne neurologisch bedingten Schluckstörungen evaluiert. Dabei zeigte sich, dass das Hustentraining mit vernebeltem Capsaicin sehr wirksam ist und es den Patientinnen und Patienten mit neurologisch bedingten Schluckstörungen ermöglicht, ihr individuelles Hustenpotenzial abzurufen beziehungsweise weiter zu trainieren, um einem Verschlucken vorzubeugen.
Die vorgestellte Arbeit von Eliane Lüthi-Müller und Kollegen überzeugt nicht nur durch ein methodisch exaktes Vorgehen, sondern auch durch eine hohe therapeutische Relevanz für die klinische Arbeit in Schweizer (Reha-)Kliniken und Praxen. Zur beurteilenden Jury für den Forschungspreis gehörten neu Dr. Anke van Bladel (Universität Gent, B) und Dr. Carlos Gonzalez Blum (Hochschule Furtwangen, D) sowie Dr. phil. Corina Schuster-Amft (Leiterin Wissenschaftliche Abteilung der Reha Rheinfelden).
Die Preisübergabe fand im Rahmen einer großen Fortbildungsveranstaltung der Reha Rheinfelden am 9. März statt, bei der die Forschungsarbeit von den Originalautoren dem interessierten Publikum präsentiert wurde.
Der Forschungspreis der Reha Rheinfelden wird jährlich vergeben. Die Bewerbungsunterlagen können in deutscher oder englischer Sprache als PDF-Datei per E-Mail an gesendet werden. Die Bewerbungsfrist endet am 31. August 2023.