Mein Leben hat sich verändert

Thomas Brüggemann war 26 Jahre alt, als er unvermittelteine Hirnblutung erlitt, die sein komplettes Leben verändern sollte.Wie er seine Erkrankung erlebte und aus dem Tief herauskam, schildert erhier nicht zuletzt, um anderen betroffenen Menschen Mut zu machen.

Aufgrund starker Kopfschmerzen hatte mich mein Hausarzt krankgeschrieben. Als mich meine Eltern zwei Tage lang nicht in meiner Wohnung erreichen konnten, baten sie eine Arbeitskollegin zu meiner Wohnung zu fahren, um nach dem Rechten zu schauen. Diese hat mich dann völlig verwirrt aufgefunden. Ich wurde in das HELIOS-Klinikum in Wuppertal gebracht, dort kam es dann eine Woche später, am 9. April 2015, zu einer sehr starken Hirnblutung. Noch am selben Tag wurde ich am Kopf operiert – der rechte Schädelknochen wurde entfernt.

Keine Hoffnung aufs Überleben

Die Diagnose der Ärzte: Herpesenzephalitis mit anschließender Hirnblutung. Wie es zu meiner Erkrankung gekommen ist, können sich die Ärzte nicht erklären. Die Oberärztin hat zu meinen Eltern gesagt, dass ich es nicht überleben würde – aber die OP hat mein Leben gerettet. Nach der Operation konnte ich mich nicht mehr bewegen und war ganzkörperlich auf die Unterstützung von Geräten angewiesen. In dieser Phase meines Lebens habe ich nichts mitbekommen. Regelmäßig bekam ich von meiner Familie und Bekannten ­Besuch und auch wenn ich nicht wach und ansprechbar war, haben dieGeräte gezeigt, dass ich die Besuche innerlich doch wahrgenommen habe, zum Beispiel wenn mir ­jemand die Hand gehalten oder mich berührt hat. Dann – am 15. April habe ich meine Augen wieder aufgemacht. Und wen habe ich gesehen: meine Familie! Ein echt unbeschreibliches Gefühl. Bis zum 15. Oktober war ich ohne Schädelknochen auf der rechten Seite. Zur Vorsicht habe ich bis zu diesem Zeitpunkt immer einen Schutzhelm tragen müssen. Dann erfolgte eine weitere OP, bei der mein Schädelknochen wieder eingesetzt wurde. Danach brauchte ich den Schutzhelm nur noch, wenn ich das Haus verlassen habe. Stand heute: Nach vier Korrektur-Operationen brauche ich den Schutzhelm gar nicht mehr.

Familie und Freunde bei der Bewältigung

Ich habe gelernt, mit der Situation umzugehen. Eine große Hilfe ist mir die Unterstützung meiner Familie, meiner Freunde und auch Arbeitskollegen. Durch sie habe ich gelernt, mit meiner Krankheit umzugehen und das Beste aus der Situation zu machen. Am Anfang konnte ich über meine Erkrankung mit niemanden reden. Dann bin ich den großen Schritt gegangen und habe mit nahen Angehörigen über die Krankheit gesprochen und wie ich am besten damit umgehen kann. Das war der Schritt, der mich in die richtige Bahn geführt hat. Dadurch habe ich gelernt, dass es mir keiner übel nimmt, wenn ich sage: Ich brauche Hilfe! Ich habe mein kämpferisches Wesen wieder gefunden und trainiere ausgiebig mein Erinnerungs- und Behaltevermögen. Durch eine stationäre Rehabilitation im CELENUS-Klinikum in Hilchenbach wurde ich größtenteils in mein normales Leben zurückgeführt. Aktuell geht es mit einer ambulanten Reha im ZAR in Münster weiter. Beide Einrichtungen helfen mir sehr dabei, in mein ‘altes’ Leben zurückzufinden. Am Anfang war ich an mein Bett ‘gefesselt’, danach ging es im Rollstuhl weiter bis zum Rollator. Als die Therapeuten gesehen haben, dass auch ein Rollator nicht mehr notwendig ist, ging für mich ein Traum in Erfüllung.

Es lohnt sich zu kämpfen!

Es ist bereits so weit gekommen, dass ich morgens aufwache und jede Sekunde meines Lebens genießen kann. Die körperliche Fitness ist besser geworden, auch wenn ich in manchen Bereichen Abstriche machen muss. Ein Beispiel: Ich habe jahrelang Fußball gespielt, das geht mit meiner Erkrankung des Kopfes nun nicht mehr. Deshalb suche ich gerade nach einem anderen Sport, damit ich mich sozu- sagen auf eine andere Art wieder austoben kann. Es gibt so viele Möglichkeiten. Man muss sich nur darauf einlassen. Wie schnell sich alles ändern kann, habe ich persönlich erlebt. Aber ich kann jedem Kranken mit auf den Weg geben, dass es sich lohnt für sein Leben zu kämpfen. Es wird wahrscheinlich nicht so sein, wie vor der Krankheit, aber es gibt auf jeden Fall mehrere Wege, sein Leben zu genießen. Der kirchliche Glaube gibt mir auch viel Kraft. Das Ohr Gottes ist nie besetzt und immer offen für mich.

Der folgende Spruch gibt mir persönlich viel Kraft: Nach jedem Tief gibt es auch wieder ein Hoch. Der Glaube versetzt Berge!