Getting your Trinity Audio player ready...
|

Alle Kinder und Jugendlichen haben das Recht auf Teilhabe, Erziehung und Bildung. Dazu gehören die Förderung ihrer Entwicklung und die Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Entwicklungs-aufgaben. Die UN-Kinderrechtskonvention und die UN-Behindertenrechtskonvention formulieren diese menschenrechtlichen Ansprüche. Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen, komplexen Gesundheitsstörungen oder chronischen Krankheiten brauchen nicht selten besondere Hilfen und Vorkehrungen, um ihre Entwicklungsaufgaben bewältigen und Teilhabe und Selbstbestimmung erreichen zu können. Das bedeutet für sie und ihre Familien oft eine besondere Herausforderung. Vielfach benötigen sie in Abhängigkeit von ihren eigenen Ressourcen flexible Anpassungen des regulären Erziehungs- und Bildungssystems, dort oft spezifische Unterstützungen und darüber hinaus weitere Leistungen des Gesundheits- und Sozialsystems. Diese Unterstützungsleistungen gilt es bedarfsgerecht zu gestalten. Zu häufig ist dies aber (noch) nicht der Fall. Dadurch werden die volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe und eine größtmögliche Selbstbestimmung nicht erreicht. Es kommt zu erheblichen Benachteiligungen, nicht selten verbunden mit Stigmatisierung und Diskriminierung.
Beim Kongress „Teilhabe und Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen“ der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation am 28. und 29. Oktober 2025 im Hotel Aquino in Berlin geht es um Kinder mit eingreifenden, gegebenenfalls chronischen körperlichen oder psychischen Gesundheitsbeeinträchtigungen, die eine Verminderung der Funktionsfähigkeit beziehungsweise der Teilhabe im Sinne der ICF sowie der Lebensqualität zur Folge haben. Solche Beeinträchtigungen können z. B. Folgen von Krankheiten oder genetischen Dispositionen sein, mit Auswirkungen und gegebenenfalls entsprechenden Unterstützungsbedarfen unter anderem im motorischen, sensorischen (Sehen, Hören), kognitiven, kommunikativen oder psychoemotionalen Bereich. Die Frage ist, wie für sie in den verschiedenen Lebensbereichen notwendige Anpassungen und Unterstützungen sichergestellt werden können, die den individuellen Bedarfen gerecht werden.
Dies kann insbesondere folgende (Lebens-)Bereiche betreffen:
- Ermöglichung umfassender Bildung und Erziehung einschließlich des Erreichens des individuell bestmöglichen Bildungsabschlusses
- Wahrnehmung von Bildungs- und Entwicklungsangeboten in voller Breite und in der erforderlichen individuellen Differenzierung
- bedarfsgerechte und personbezogene Gestaltung des Bildungs-, Lern-, Lehr- und Unterrichtsprozesses, insbesondere in der Schule, einschließlich der Gestaltung des Lehrplans und des Unterrichts, der Nutzung von Hilfsmitteln und von Nachteilsausgleichen sowie gegebenenfalls einer spezifischen sonderpädagogischen Förderung
- begleitende Unterstützungsleistungen in Kita und Schule durch Assistenz, Therapie, Hilfsmittelversorgung, psychosoziale Unterstützung (Schulsozialarbeit etc.)
- bedarfsgerechte Krankenbehandlung einschließlich nichtärztlicher therapeutischer, auch psychotherapeutischer, Leistungen
- bedarfsgerechte Leistungen zur medizinischen Rehabilitation
- bedarfsgerechte, bildungsförderliche und existenzsichernde finanzielle Leistungen, z. B. durch Berücksichtigung von Mehrbedarfen
- Unterstützung bei wichtigen biografisch bedeutsamen Übergängen, hier Kita-Schule, Schule-Beruf
- bedarfsgerechte Unterstützung der Familien von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen
- Sozialraum, der auch jenseits von Kita und Schule (z. B. bei Sport und Freizeit) altersgemäße Entwicklung, Teilhabe und Selbstbestimmung fördert
Spezifische Unterstützung darf nicht mit Stigmatisierung, Diskriminierung und Exklusion verbunden sein. Lebenswelten für Kinder und Jugendliche sind unter Anerkennung von Diversität zu gestalten: Es ist normal und gut, verschieden zu sein.
Der Kongress der DVfR will dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen die erforderlichen Anpassungen des Regelsystems, die Unterstützungsleistungen und die für sie notwendige Behandlung tatsächlich bekommen. Das heißt, die Erfüllung der Entwicklungsaufgaben und die umfassende Teilhabe und Selbstbestimmung soll dadurch erreicht oder zumindest nachhaltig gefördert und nicht etwa beeinträchtigt werden.
Dienstag, 28. Oktober 2025
Tagesmoderation: Dr. Rolf Buschmann-Steinhage, DVfR-Vorstand, Heidelberg
09:15 Uhr Eröffnung des Kongresses Jürgen Dusel, Kongresspräsident, Berlin
09:30 Uhr Grußwort zum Kongress Bärbel Bas, Schirmherrin, Berlin
09:45 Uhr Was wissen wir über die Gesundheit und Beeinträchtigungen von Kindern und Jugendlichen im Kita- und Schulalter? Professor Dr. Iris Beck, Universität Hamburg
10:15 Uhr Entwicklungsaufgaben – konkretisiert für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen Professor Dr. Liane Simon, MSH Medical School Hamburg – University of Applied Sciences and Medical University
10:45 Uhr Kaffeepause
11:15 Uhr Was braucht es für inklusive Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen heute und morgen? Professor Dr. Clemens Hillenbrand, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
11:45 Uhr Podiumsdiskussion: Welche Unterstützung benötigen Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen bei der schulischen Bildung?
13:00 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Workshop 1–5
15:45 Uhr Kaffeepause
16:15 Uhr Workshop 6–10
18:00 Uhr Ende des ersten Kongresstages / Tagesausklang mit Umtrunk
Mittwoch, 29. Oktober 2025
Tagesmoderation: Andreas Rieß, Josefs-Gesellschaft (JG), Köln
09:00 Uhr Eröffnung des 2. Kongresstages Andreas Rieß, JG
09:10 Uhr Bewältigung der Entwicklungsaufgaben bei psychischen Beeinträchtigungen aus pädagogischer Sicht Dr. Angela Ehlers, Verband Sonderpädagogik (vds), Würzburg
09:35 Uhr Bewältigung der Entwicklungsaufgaben bei psychischen Beeinträchtigungen aus medizinisch-therapeutischer Sicht Dr. med. Karsten Rudolf, Diakonie-Klinik Mosbach
10:00 Uhr Bewältigung der Entwicklungsaufgaben bei psychischen Beeinträchtigungen aus Sicht der Familien Dr. med. Henriette Högl, Kindernetzwerk, Aschaffenburg/Berlin
10:30 Uhr Kaffeepause
11:00 Uhr Podiumsdiskussion: Was benötigen Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen zur Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben?
12:45 Uhr Fachliche Bilanz und Ausblick Jürgen Dusel, Kongresspräsident Dr. med. Matthias Schmidt-Ohlemann, DVfR-Vorsitzender, Heidelberg
13:00 Uhr Kongressausklang mit Imbiss (oder Lunchpaket)
Kongress-Workshops am 28.10.2025, 14:00–15:45 Uhr
WS 1 Schule im Schnittfeld der Bereiche Bildung, Soziales, Medizin
Impulsvorträge:
- Grundrecht auf Bildung: Stand und Gefährdung des Grundrechts auf Bildung im Spiegel des Urteils des Bundesverfassungsgerichts
- Manfred Weiser, Anna-Wolf-Institut, Heidelberg
- Wie weitreichend ist der eigentliche Auftrag der Schule in Abgrenzung zu Kinder- und Jugendhilfe, Eingliederungshilfe, Gesundheitswesen einschließlich Pflege? Kann man dies über Mindeststandards festlegen?
- Professor Dr. Felix Welti, Universität Kassel
- Sicherstellung der teilhabebezogenen Qualifikation eines Lehrerkollegiums – Anforderung eines inklusiven Unterrichts zwischen Kultus- und Sozialverwaltung
- Dr. Susanne Römer, Universität Leipzig
WS 2 Was kann medizinische Reha für Kinder und Jugendliche leisten?
Impulsvorträge:
- Möglichkeiten und Besonderheiten der Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit chronischen körperlichen und/oder psychischen Gesundheitsbeeinträchtigungen
- Dr. med. Gerd Claußnitzer, Spessart-Klinik Bad Orb
- Optionen innerhalb der medizinischen Reha von Kindern und Jugendlichen zur Wiedereingliederung in Schule und Bildung
- Stephan Prändl, Waldburg-Zeil Kliniken, Wangen
- Welche Impulse kann das RPK-Konzept in die Rehabilitation von Jugendlichen und Adoleszenten mit psychischer Erkrankung und schwerer Teilhabebeeinträchtigung bringen?
- Dr. med. Klaus Keller, Diakonie München und Oberbayern
WS 3 Übergänge Kita (Vorschule) Schule
Impulsvorträge:
- Frühförderung und ihre Aufgaben
- Professor Dr. Armin Sohns, Hochschule Nordhausen
- Kita und ihre Aufgaben
- Professor Dr. Kerstin Ziemen, Universität Köln
- Vorbereitung der Schule auf besondere Bedarfe: Bedarfsermittlung, Teilhabeplanung auch mit Schulbereich
- Marion Gutzmann, Grundschulverband, Neu-Isenburg
WS 4 Multidisziplinarität in der Schule | Verankerung einer nachhaltigen gesundheitlichen und therapeutischen Unterstützung
Impulsvorträge:
- Rolle der „school nurse“ in der Schulgesundheitspflege – aktuelle Herausforderungen
- Dr. med. Gabriele Ellsäßer, European Union for School and University Health and Medicine
- Wie gelingt die Sicherstellung der therapeutischen Versorgung während der Schulzeit (Therapeuten als pädagogische Fachkräfte, Heilmittelerbringer und Heilmittelrichtlinie)?
- Professor Dr. Beate Lenck, hochschule 21, Buxtehude
- Armut trifft Bildung: Gutes Ankommen in Schule braucht Viele … Pädagogische, flexible, individuelle Förderung für Kinder und Eltern: Das Pfiff-Projekt
- Anja Berresheim, Ergotherapeutische Praxis ZEITRAUM, Essen
WS 5 Frühzeitige berufliche Orientierung und Vorbereitung
Impulsvorträge:
- Berufliche Orientierung: Möglichkeiten und Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit
- Claudia Reif, Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg
- Gruppentherapieprogramm zur Klärung von Lebenszielen psychosomatisch erkrankter Jugendlicher
- Dr. Carolin Göhre, Klinik ChiemseeWinkel Seebruck
- Verknüpfung beruflicher Vorbereitungsmaßnahmen
- Dirk Rein, Heinrich-Haus, Neuwied
- Übergangsmanagement Berufsbildungswerk Mosbach-Heidelberg
- Dr. Martin Holler, Johannes-Diakonie Mosbach
Kongress-Workshops am 28.10.2025, 16:15–18:00 Uhr
WS 6 Welche Unterstützung benötigen Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen innerhalb des Sozialraumes?
Impulsvorträge:
- Aus der Perspektive eines Sozialministeriums
- Dr. Kerstin Petersen, ehemals Sozialbehörde, Hamburg
- Sozialräumliches Denken und Handeln in den Hilfen zur Erziehung – Chancen, Impulse und Notwendigkeiten, um inklusiver zu werden
- Michaela Angerer, Evangelische Gesellschaft Stuttgart
- Aus der Perspektive der Familien
- Professor Dr. Jeanne Nicklas-Faust, Bundesvereinigung Lebenshilfe, Berlin
WS 7 Umgang mit schweren organischen Krankheiten / komplexen Behinderungen
Impulsvorträge:
- Außerklinische Intensivpflege: Herausforderungen und Lösungsmöglichkeiten
- Katja Kruse, bvkm, Düsseldorf
- Möglichkeiten der Pflege: fachliche und personelle Herausforderungen und haftungsrechtliche Fragen
- Birgit Pätzmann-Sietas, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin/Koordinatorin Gesundheitsökonomie, Horneburg
- Assistenzbedarf, Schulbesuch, Distanzunterricht: Sicherstellung des Bildungsrechts
- Ulrike Kloiber, Senatskoordinatorin für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, Hamburg
WS 8 Inklusionspraxis: Beispiele der europäischen Nachbarn
Impulsvorträge:
- Blick in die Schweiz
- Professor Dr. Dennis Christian Hövel, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik, Zürich
- Blick nach Österreich
- N.N. (angefragt)
WS 9 Unterrichtsgestaltung für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen zur Vorbereitung auf die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe
Impulsvorträge:
- Individualisierung, Digitalisierung und Nachteilsausgleich
- Dr. Angela Ehlers, vds
- Förderung von Schlüsselkompetenzen in heterogenen Klassen der Schule mit dem Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung und verschiedenen Bildungsgängen
- Simone Kern, Christian-Herzog-Schule des Heinrich-Hauses, Neuwied
- Umgekehrte Inklusion: die Arbeit der Inklusionsklassen im Primarbereich der Förderschule des Kardinal-von-Galen-Hauses. Tiergartenklasse: eine Projektklasse für Schülerinnen und Schüler mit Unterstützungsbedarf körperliche und motorische Entwicklung und herausfordernden Verhaltensweisen
- Annemarie Rottinghaus und Bärbel Diekmann, Schule des Kardinal-von-Galen-Hauses, Dinklage
WS 10 Bewegungsförderung und Hilfsmittelversorgung bei Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen
Impulsvorträge:
- Bewegung und (Breiten-)Sport für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen: Konzepte und Lösungen
- Anne Züll, Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport, Frechen
- Hilfsmittelversorgung als Voraussetzung für Bewegung und Sport: Versorgungskonzepte und Kostenträgerschaft
- Katja Kliewer, Deutscher Behindertensportverband und Nationales Paralympisches Komitee, Frechen
- Hilfsmittelversorgung bei Kindern und Jugendlichen in der Praxis – Herausforderungen und neue Optionen
- Dr. med. Mona Dreesmann, Klinikum Westbrandenburg, Standort Potsdam