Von den jährlich circa 270 000 Schlaganfällen in Deutschland sind zwar meistens ältere Menschen betroffen, aber 10 bis 15 Prozent der Erkrankten sind unter 55 Jahre alt. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) empfiehlt deshalb auch jungen Menschen eindringlich, Symptome eines Schlaganfalls ernst zu nehmen und sich im Zweifelsfall unverzüglich in medizinische Versorgung zu begeben. Bei einem Schlaganfall wird ein Areal des Gehirns durch ein verstopftes oder geplatztes Blutgefäß plötzlich nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Je nachdem, welches Gebiet betroffen ist, kommt es zu typischen Ausfällen: Der Betroffene kann beispielsweise nicht mehr deutlich sprechen oder zeigt Lähmungen einer Körperhälfte. „Nur wenn die richtige Versorgung des Gehirns schnellstmöglich wieder hergestellt wird, können sich die Beeinträchtigungen wieder zurückbilden“, so Professor Dr. med. Jürgen H. Faiss, Geschäftsführer der DSG (e.V.) Time is brain – je schneller ein Schlaganfallpatient behandelt wird, desto weniger Gehirnsubstanz wird dauerhaft geschädigt und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für lebenslange Beeinträchtigungen. Erfolgt die Behandlung nicht schnell genug, kann ein Schlaganfall jedoch im schlimmsten Fall zum Tode führen oder zu lebenslanger Pflegebedürftigkeit. Doch woran lässt sich ein Schlaganfall erkennen? Die Symptome sind zum Beispiel Lähmungen einer Körperhälfte, Sprachstörungen, Schwindel oder Kopfschmerzen. Die FAST-Regel (Face, Arms, Speech, Time) hilft Betroffenen und Angehörigen beim Erkennen der typischen Symptome: Kann man mit beiden Mundwinkeln lächeln? Beide Arme gleich hochheben und die Handflächen nach oben drehen? Deutlich sprechen und artikulieren? Wenn nicht: Unverzüglich den Notarzt über die 112 rufen. Statistiken zeigen eine steigende Zahl an Schlaganfällen bei jungen Menschen. „Auffällig sind dabei die unterschiedlichen Ursachen für Schlaganfälle bei älteren und jüngeren Menschen sowie bei Männern und Frauen“, sagt Professor Faiss, der ehemalige Chefarzt der Klinik für Neurologie am Asklepios Fachklinikum Teupitz. In der jüngsten Altersgruppe – also zwischen 18 und 35 Jahren – verursachen meist Herzfehler, Störungen der Blutgerinnung oder im Fettstoffwechsel, Risse in der Kopf- beziehungsweise Halsschlagader – sogenannte Karotisdissektionen – sowie genetische Faktoren einen Schlaganfall. Frauen erkranken häufiger als Männer, vor allem wenn sie die Pille nehmen – und gleichzeitig rauchen – und unter Migräne mit Aura leiden; auch eine Schwangerschaft ist ein Risikofaktor für einen Schlaganfall. Für beide Geschlechter gilt: Drogenkonsum, zum Beispiel von Kokain und Ecstasy, können die Gefahr steigern. Bei den 35- bis 50-Jährigen erkranken mehr Männer. Hier sind die Ursachen eher die klassischen Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck und zu wenig Bewegung. Lifestyle-Veränderungen wie gesündere Ernährung, mehr Bewegung und Verzicht auf Rauchen, Alkohol und andere Drogen könnten Schlaganfälle verhindern. Nach erfolgreicher Schlaganfall-Notfalltherapie, durch die das Gehirnareal wieder mit Blut und Sauerstoff versorgt wird, muss der Patient in Rehabilitationsmaßnahmen die verlorengegangenen Fähigkeiten wieder erlernen. Das heißt, er muss – je nach Erkrankungsbild – möglicherweise noch einmal sprechen lernen, laufen lernen und lernen, die Kontrolle über gelähmte Körperteile zurückzuerlangen. „Dies ist ein langer und anstrengender Kampf, doch junge Menschen erholen sich besser als ältere und die Ausfälle und Behinderungen entwickeln sich mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder zurück“, versichert Professor Faiss. Auch die Überlebenschancen eines jungen Menschen sind deutlich besser als bei älteren Menschen. Die DSG rät auch jungen Menschen dringend dazu, bei Schlaganfallsymptomen nicht zu zögern und schnellstens medizinische Hilfe zu suchen.