Bereits im Juni 2019 berichteten wir über das Unternehmen einzigNaht (Hilfreich: Sondenbodys). Das Hamburger Startup mit dem Leitspruch „Kleidung muss sich dem Kind anpassen. Und nicht das Kind der Kleidung!“ bietet individuelle Kleidung für Kinder mit Behinderung an. Die Entwürfe vereinen Funktion und Design.
Die Idee zur Unternehmensgründung entstand, da für die Tochter der Gründer, die das seltene Williams-Beuren-Syndrom hat, keine passende Kleidung zu bekommen war. Also brachte sich Sandra Brunner das Nähen selbst bei und produzierte eine geeignete Garderobe für die Bedürfnisse der Kleinen. Schnell wurden Sandra und Christian Brunner auf die Kleidung ihrer Tochter von anderen pflegenden Eltern angesprochen. Sie erkannten, dass ihr Kleidungsproblem nur die Spitze des Eisberges ist. Kurzentschlossen gründeten sie deshalb 2018 das Startup „einzigNaht“: Mit ihrer individuellen Kleidung möchten sie Kindern mit Einschränkungen und ihren Eltern Lebensfreude und Leichtigkeit im Alltag ermöglichen. „Unsere Kleidung soll die Pflege und Versorgung optimal unterstützen, und das Anziehen trendiger Designs soll Freude machen“, so Sandra. „Weiterhin ist uns Nachhaltigkeit sehr wichtig. Unsere Kleidung ist frei von Chemikalien und wird fair produziert. Zukünftig auch gemeinsam mit MitarbeiterInnen mit Behinderung.“
Seit zwei Jahren werden so Schnitte für die unterschiedlichsten Anfragen entworfen. Ob spezielle Öffnungssysteme für Magensonden, empfindliche Haut, besondere Anforderungen durch Orthesen oder Prothesen, Glasknochen, … egal welche Bedürfnisse und Wünsche ein Kind und die Eltern haben: Bei einzigNaht ist individuelle Kleidung der Standard. Alle Kleidungsstücke sind aus Wolle-Seide. Dieses Material schmiegt sich optimal an den Körper an und ist gleichzeitig sehr nachhaltig. Durch das Lanolin im Stoff muss man die Kleidung nur über Nacht aufhängen und am nächsten Morgen ist sie wieder frisch. Dadurch braucht man viel weniger Kleidung.
Für ihre Idee wurden die Gründer 2019 mit dem „Gründergeist“ Award der Wirtschaftsjunioren Hamburg ausgezeichnet. Doch nicht alle Eltern können ihren Kindern individuelle Kleidung ermöglichen. Deshalb gibt es sogenannte Näh-Patenschaften. „Viele liebe Menschen übernehmen die Rechnung für andere Kinder mit Behinderung. Das ist toll und bringt uns Tränen in die Augen vor Freude“, berichtet Sandra. Doch die Gründer wollen noch einen Schritt weiter gehen: „In drei Jahren möchten wir im Krankenkassenkatalog gelistet sein, denn individuelle Kleidung soll für alle Kinder mit Behinderung zugänglich sein.“
Zukünftig wollen Sandra und Christian Menschen mit Behinderung als Mitarbeiter in ihrem Näh-Atelier einstellen, ob beim Nähen, dem Marketing, der Kundenberatung, der IT oder der Betreuung des Instagramm Accounts. Laut Handwerkskammer ist das ein Novum in Hamburg. „In jedem Menschen steckt ein Einstein. Wir möchten die Einzigartigkeit jedes Einzelnen zum Leben erwecken“, so Christian. „Wir möchten Menschen mit Einschränkungen ein alltägliches Leben ermöglichen und Inklusion nahtlos gestalten.“
Noch bis Ende November findet man einzigNaht auch in einem Popup Store in der Fußgängerzone in Hamburg Bergedorf. Initiiert wurde die Idee vom Stadtteilbüro Bergedorf-Süd. Ziel ist es, lokalen Künstlern, Startups und Unternehmen in bereitgestellten Ladenflächen die Gelegenheit zu geben sich zu präsentieren. Wer sich selbt ein Bild machen möchte, kann einzigNaht im Sachsentor 50 besuchen. Interessierte, für die ein Besuch im Popup Store nicht realisierbar ist, finden die indiviuellen Kleidungsstücke wie gewohnt online.