Ein Zusammenstoß beim Kopfball im Sportunterricht, ein Stoßen des Kopfes an der Tischkante, ein Sturz auf den Kopf bei einer Pausenrangelei: Die meisten Unfälle in der Schule verlaufen – abgesehen von einem Schreck und einer Beule – glimpflich. Wird jedoch eine Gehirnerschütterung nicht erkannt oder unterschätzt, kann das lebenslange gesundheitliche Folgen haben. Deshalb hat die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung eine Unterrichtsbox entwickelt, um Lehrkräfte und neun- bis zwölfjährige Schülerinnen und Schüler zu sensibilisieren. Gemeinsam mit dem Gemeinde-Unfallversicherungsverband Oldenburg (GUV OL) startete ZNS am Donnerstag die Pilotphase, um die Box ab Herbst 2022 bundesweit anzubieten. Schirmherr des Projektes ist ZNS-Präsident Adel Tawil. „Kinder lieben es, zu spielen und sich zu bewegen und natürlich verletzen sie sich dabei manchmal. Wenn aber der Kopf beteiligt ist, wird es ernst und dann muss schnell gehandelt werden“, so Adel Tawil. Bei der Vorstellung der interaktiven Unterrichtsbox am 31. März 2022 in Oldenburg war er deshalb persönlich vor Ort, um auf das neue Angebot aufmerksam zu machen. Er ist von dessen Nutzen überzeugt: „Mit der „Schütz Deinen Kopf“-Unterrichtsbox wird Schülerinnen und Schülern Wissen über Gehirnerschütterungen vermittelt, um sie vor möglichen Folgen zu schützen.“ Im Jahr 2019 wurden bundesweit mehr als 1,1 Millionen Schulunfälle gemeldet – am häufigsten verletzt war der Kopf. Bei einem Zusammenprall oder Sturz kann es leicht zu einer Gehirnerschütterung kommen und auch, wenn sie äußerlich nicht erkennbar ist, handelt es sich um eine ernst zu nehmende Verletzung, die weitreichende Folgen haben kann. Alleine für das nordwestliche Niedersachsen gingen beim GUV OL 1.118 Schulunfälle mit Diagnose „Gehirnerschütterung“ ein, was circa sieben Prozent der gesamten Schulunfälle in der Region entspricht. „Unsere Zahlen basieren auf den Unfällen, in denen eine Gehirnerschütterung zunächst vermutet wurde und anschließend diagnostiziert werden konnte“, macht Michael May, Geschäftsführer des GUV OL, deutlich. Die Dunkelziffer dürfte allerdings höher liegen, denn nicht jede Gehirnerschütterung wird als solche erkannt.
„Die Unterrichtsbox helfe, ein Bewusstsein für die Relevanz des Themas zu bekommen. Durch interaktives Erleben wird das Risiko Gehirnerschütterung nicht nur bei Lehrerinnen und Lehrer präsenter, sondern die Schülerinnen und Schüler werden auch selbst sensibilisiert, wodurch das Risikobewusstsein steigt“, so May. Nach der Auftaktveranstaltung in Oldenburg wird der GUV OL als Träger der Schülerunfallversicherung die Schulen im nordwestlichen Niedersachsen mit 250 Unterrichtsboxen ausstatten. Diese enthalten jeweils ein Kartenspiel für die spielerische Wissensvermittlung rund um das Gehirn, die Anleitung für einen Erlebnisparcours mit sechs Stationen sowie verschiedenes Anschauungs- und Bastelmaterial. Die Unterrichtsbox ist für Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren konzipiert.
Seit 2015 setzt sich die ZNS – Hannelore Kohl Stiftung mit der Initiative „Schütz Deinen Kopf!“ für die Prävention von Gehirnerschütterungen und Wissensvermittlung zum Thema ein. „Dafür haben wir umfangreiches Informationsmaterial erstellt, Aufklärungs- und Lehrfilme veröffentlicht und eine App zur Früherkennung entwickelt. Auf der Website www.schuetzdeinenkopf.de werden alle diese Informationen gebündelt und kostenfrei zur Verfügung gestellt“, erläutert Helga Lüngen, Geschäftsführerin der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung. Die Unterrichtsbox ist nun „ein weiterer Baustein“, so Lüngen, den die Stiftung auch dank der finanziellen Unterstützung der Hertie-Stiftung entwickeln konnte.